Das Bonanzarad und unsere Kindheit
Einige werden sich aus der Kindheit heraus noch an das Bonanzarad erinnern. Es war unser Weggefährte und fast überall in der Stadt zu sehen. In Deutschland gab es das Bonanzarad ab Mitte der 1970er Jahre. In den USA wurde es entwickelt und zog in das Straßenbild um die 1960er Jahre ein. Zunächst war Bonanza eigentlich eine Rad Marke, die sich dann aber als Begriff auf ähnliche Fahrräder als festen Namen übertrug. Allerdings ist die Bezeichnung Bonanzarad eine rein Deutsche. In anderen europäischen Ländern setzte sich der jeweilige Herstellername durch. In Österreich waren das zum Beispiel Polorad oder High-Riser.
Langfristig konnte sich das Bonanzarad nicht durchsetzen. Die technischen Mängel waren groß. Als später die ersten BMX Räder auf den Markt kam, verschwand auch das Bonanzarad fast vollständig.
Bonanzarad fällt auf
Schon durch seine besondere Optik fiel das Bonanzarad auf. Prägsam war vor allem der Bananensattel mit der großen Lehne. Üblich war auch der Hirschgeweih-Lenker. Die Räder selbst waren aber dennoch klein. Meistens handelte es sich dabei um 20 Zoll Räder mit einer 3-Gang Narbenschaltung. Von weitem erinnerte das Bonanzaraddamals an einen Chopper.
Schnell fanden diese Räder Liebhaber. Es wurde zu einem richtigen Kult, sein Bonanzarad zu veredeln und optisch zu verschönern. Dabei wurden Fuchsschwänze, Mercedessterne und Wimpel verwendet.
Die Entwicklung
Bereits in den 1950er Jahren waren in den USA die Faszination für Automobile ausgebrochen. Auch Kinder waren davon eingenommen und fingen an die Fahrräder umzubauen. Als ein Ingenieur des Radherstellers Schwinn sich damals um die 1962er Jahre näher über diesen Trend informierte, erschien kurz danach der Vorgänger des ersten Bonanzarads. Das Schwinn Stingray. Es wurde in nur 12 Monaten über 40.000 Mal verkauft und entwickelte sich zu einem Kultobjekt. Dabei unterschieden sich die Durchmesser zwischen dem Vorder- und Hinterrad deutlich. Nur kurze Zeit später kam das Bonanzarad Krate auf dem Markt. Es verfügte über eine Gangschaltung, nach dem Vorbild eines Autos. In nur 2 Jahren wurden von diesem Bonanzarad mehr als 1 Million verkauft. 1974 wurde es allerdings verboten. Grund war der Schalthebel. Das Ende von Krate. Doch mittlerweile ist der Hersteller wieder aktiv und vertreibt neue Fassungen von dem einstigen Stingray Modell. Dabei erinnert dieses Bonanzarad durch seine langgestreckte Form an ein Motorrad. In Deutschland wurde um die 1968er Jahre eine Kopie dieses Modells gefertigt. Das Bonanzarad wurde damals über den Neckermann Versand angeboten. Aber auch zahlreiche andere Hersteller kopierten das Rad.
Bonanzarad kaufen
Noch heute floriert der Markt mit alten aber auch neuen Rädern. So wird das Bonanzarad wieder vermehrt hergestellt. Die Preise sind hoch. So liegen Qualitätsmodelle zwischen 400 – 800 Euro. Typisch ist bei einigen Modellen die Gangschaltung, die wieder einem Automobil nachempfunden wurde und direkt auf der Gabel geschaltet werden kann. Bequemes Fahren mit Lifestyle und Kult. Aber auch alte Modelle, die wieder aufgearbeitet wurden, werden gesucht. Unter 300 Euro gibt es jedoch kaum Angebote. Wer ein Bonanzarad erwerben möchte sollte mindestens einen mittleren bis hohen 3-stelligen Betrag dafür einplanen.
Auch heute symbolisiert das Bonanzarad wieder Rebellion und die große Freiheit. Um die 1970er Jahre kostete es zwischen 250 – 400 DM. Um einen Vergleich zu erlangen.- Damals kostet ein Brötchen knapp 6 Pfennig und ein VW-Käfer gab es für 4.500 DM. Das Bonanzarad war also damals für viele praktisch unerreichbar und blieb nur ein Traum. Heute kaufen es vor allem Erwachsene zwischen 20 – 45 Jahren. Sie alle wollen noch einmal den Traum von damals erleben. Alte Räder sind gesuchte Klassiker, für die viel Geld gezahlt wird. In den 1990er Jahren gab es sogar einen HipHop Song zum Bonanzarad von der Band Fischmob. Das Lied wurde zu Kult. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran.- „Ich fahre mit dem Bonanzarad durch die
Hansestadt … damit jeder sieht, was für´n geiles Rad ich hab …“